Eine Krankenschwester adoptiert ein ausgesetztes Baby, das niemand haben wollte. 18 Jahre später weint sie, als sie endlich herausfindet, warum

In dem Kinderwagen lag ein Baby. Klein, mit rosa Gesicht, eingewickelt in eine viel zu dünne Decke für die Kälte der Nacht. Keine Tasche. Kein Zettel. Kein verzweifeltes Elternteil, das mit einer Entschuldigung zurückeilt. Nur Stille, durchbrochen von diesem durchdringenden Schrei.

Clara erstarrte neben dem Kinderwagen. Sie wartete. Fünf Minuten. Zehn. Sie suchte die Treppe ab, die Automaten, sogar den dunklen Tunnel, in dem der nächste Zug kommen würde. Aber niemand war zu sehen. Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie dachte an ihr eigenes leeres Haus, an die Scheidungspapiere, die ihre Ehe zerrüttet hatten, an die Worte ihres Mannes, die wie neu klangen: Ich brauche eine Familie, Clara.