Cassandras Gedanken waren in Aufruhr. Wie konnte sie nur so blind für die wahre Natur ihres geliebten Haustiers sein? Wochenlang hatte sie friedlich mit Reggie an ihrer Seite geschlafen, ohne zu wissen, was er wirklich vorhatte. Jetzt ließ allein die Erinnerung daran ihr Blut in Wallung geraten.
Sie kam sich dumm vor, weil sie die Warnzeichen übersehen hatte – die Art, wie Reggies goldene Augen jede ihrer Bewegungen verfolgten, die besitzergreifende Art, mit der er nachts seinen massigen Kopf an ihre Schulter drückte. Sie hatte diese Gesten fälschlicherweise für Loyalität und Zuneigung gehalten, aber die beruhigende Vorstellung, dass ihr Wolf als ihr Beschützer fungierte, fühlte sich jetzt erschreckend an. Was hatte sie getan?!
In der malerischen und beschaulichen Stadt Bar Harbor kannte jeder den Namen und das Geschäft des anderen, und Klatsch und Tratsch verbreiteten sich wie ein Lauffeuer. Die Straßen waren gesäumt von charmanten Häusern, gepflegten Gärten und freundlichen Gesichtern. Als Cassandra, eine einsame Frau Mitte dreißig mit einer Vorliebe für Privatsphäre, mit einem riesigen Wolf namens Reggie in die Nachbarschaft zog, begann das Geflüster fast sofort. Warum sollte jemand ein Raubtier in einem Vorstadthaus halten? Die Besorgnis – und regelrechte Angst – wuchs.